Heike Abidi, Jahrgang 1965, ist freiberufliche Werbetexterin und Autorin. Sie lebt mit Mann, Sohn und Hund in der Pfalz bei Kaiserslautern.
Heike Abidi über sich selbst:
Mit 8 träumte ich davon, als jüngste Autorin der Welt in die Geschichte einzugehen. Ich malte mir die Interviews aus, die Treffen mit anderen berühmten Schriftstellern, nicht zu vergessen die sorglose Zukunft. Die Frage „Was willst du mal werden“ würde ich mit einem lässigen Stirnrunzeln beantworten können.
Und so begann ich mit der Arbeit an meinem ersten Roman. Bezeichnenderweise spielte er in einem Internat (ich habe bis heute keines von innen gesehen) und handelte selbstverständlich von sehr lustigen Zwillingsschwestern (mich gibt’s nicht doppelt). Ich dachte mir klangvolle Namen für die Heldinnen aus, beschrieb ihre überraschenden Charaktereigenschaften (übermütig, verwegen, unbeschwert, keck), schenkte ihnen seltene Begabungen (Artistik, Hockey) und erfand eine Reihe wunderbarer Freundinnen. Dann kam das dritte Kapitel und damit das Problem: die Handlung. Ich hatte völlig vergessen, mir eine Geschichte auszudenken! Mit leisem Zweifel, ob eine Internatsgeschichte wirklich meine Stärke sei, legte ich das Manuskript beiseite und wurde älter.
Als ich 11 oder 12 war, hatte ich den kindgerechten Kriminalroman entdeckt. Fünf oder mehr Freunde pflegten in solchen Büchern gefährliche Bösewichte zu überlisten. Das fand ich fein. Sowas wollte ich auch schreiben. Zweifellos würde ich eine Bestsellerautorin werden, und zwar bald. Das glaubte ich felsenfest bis zum dritten Kapitel. Dann kam wieder die Sache mit der Handlung. Ich vertagte das Projekt, wurde erwachsen – und Werbetexterin. Der ideale Beruf für Menschen, die schreiben können, aber der Welt keine eigene Botschaft zu sagen haben: Alle großartigen Gedanken sind bereits gedacht, alle wichtigen Bücher bereits geschrieben. Oder?
Und ich wurde 40. Höchste Zeit, ganz groß herauszukommen. Wo ist die bombastische Idee, die in mir schlummert? Beziehungsweise im Koma liegt? Unterdessen erfinden andere Frauen Zauberlehrlinge und werden damit steinreich. Meine Güte, Zauberer! Darauf hätte man doch kommen können, oder? Die Erkenntnis traf mich ganz plötzlich. Mit Mitte 40, als ich es längst akzeptiert hatte, nicht als jüngste Autorin der Welt berühmt geworden zu sein. Auf einmal wusste ich, was meine Botschaft ist: Ich will unterhalten! Einfach nur unterhalten. Ist Unterhaltung nicht etwas Wunderbares?
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