Als ich ungefähr zehn Jahre alt war, sang ich mit Leidenschaft die Lieder von Britney Spears nach. Meine Mutter rief mich damals zu sich, um mir mitzuteilen, dass sie zwar große Stücke auf mich als Menschen hielt, dass ich mir aber auf eine Karriere als Popsänger keine Hoffnungen machen bräuchte. Ich wurde dann auch kein Popsänger. Darüber, ob eine entgegengesetzte musikalische Förderung damals etwas geändert hätte, kann man heute nur spekulieren.
Mein erster ernstzunehmender Berufswunsch war dann Bankdirektor, weil die nicht nur viel Geld verwalten, sondern auch viel davon verdienen. Der Wunsch versandete aber noch vor der Bankenkrise in meinem pubertären Geist. Dieser beschäftigte sich nämlich nur noch mit Mädchen und verschwendete keinen Gedanken an eine berufliche Zukunft. Nicht mal an eine, mit der man die Mädchen hätte beeindrucken können. Sonst wäre Popstar wohl auch wieder eine echte Alternative geworden. Der jugendliche Geist war jedenfalls schwach. Für ein gutes Abitur reichte es zwar überraschenderweise noch, aber konkrete Berufsvorstellungen blieben aus. Auch aufgrund von Optionslast – wie es in der Fachsprache heißt. Optionslast ist ja heute überall.
Ein Psychologiestudium später steht nun Roman- und Drehbuchautor als Berufswunsch auf meiner geheimen Liste. Zwar weniger fürs Geld und auch eher nicht, um die Mädchen zu beeindrucken. Aber schon auch ein bisschen. Das geht vielleicht auch wieder vorbei, der Wunsch allein könnte aber immerhin schon mal zur Lebensaufgabe taugen. Deshalb schreibe ich jetzt. Manche sagen ja immer, sie würden schreiben, weil sie nicht anders könnten. Bei mir ist es eher so, dass ich schreibe, gerade weil ich das vielleicht kann und anderes eher nicht. Wie auch immer. Singen tue ich heute nur noch unter der Dusche. Und dann auch nicht Britney Spears sondern eher Rainald Grebe. Das liegt mir auch stimmlich besser. Popstar werde ich wohl trotzdem nicht mehr.